Wesentliche Erkenntnisse und Best Practices aus dem STARK-Projekt
Forschungsbasierte Seminare im hybriden Design zeigen innovative Praxisbeispiele für Hochschulforscher*innen und Lehrbegeisterte auf.
Das STARK-Projekt
Im Zeitraum von September 2022 bis August 2023 führte die Professur für Hochschuldidaktik und Hochschulforschung in Kooperation mit dem Bereich Hochschuldidaktik das Projekt STARK – Studierende als Akteur*innen des Wandels an der TU Dortmund durch. Im Rahmen des Projekts wurde ein innovatives, forschungsbasiertes und studierendenzentriertes Flipped Classroom-Modul in einem Bacherlorstudiengang an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der TU Dortmund entwickelt. Die praxisbezogene, studierendenzentrierte Innovation wurde durch die Forschung zu Grenzbereichen (Liminal Spaces) des forschenden Lernens gestützt, während gleichzeitig "Kompetenzen des 21. Jahrhunderts" erworben wurden.
Ergebnisse
Die selbstgesteuerte und -organisierte Gruppenarbeit an gemeinsamen Forschungsprojekten sowie die Beteiligung der Studierenden an der Erforschung der Liminal Spaces durch forschendes Lernen förderten sowohl die Kompetenzen des wissenschaftlichen Arbeitens als auch die "Kompetenzen des 21. Jahrhunderts". Die Untersuchung basierte auf einer Vor- und Nachbefragung sowie einer Fokusgruppendiskussion, um die Hürden für das Lernen im Flipped-Classroom-Design aus Sicht der Studierenden zu verstehen.
Wesentliche Erkenntnisse
- Die Studierenden gaben mehrheitlich an, dass sie hybride Lehrformen bevorzugen. Sie empfanden dieses Format als äußerst hilfreich für den Erwerb forschungsbasierter Kompetenzen, da es Flexibilität und die Möglichkeit, im Voraus zu planen, bietet. Es konnte so besser mit Unwägbarkeiten beim Pendeln mit dem Zug oder mit gesundheitlichen Problemen umgegangen werden, und die Vereinbarkeit von Arbeit und Studium wurde unterstützt.
- Zu den Herausforderungen für das Lernen im Flipped-Classroom-Format gehörten der Mangel an sozialer Interaktion mit Lehrenden und Kommiliton*innen, die fehlende Struktur und die Lernmotivation.
- Die Studierenden waren an der Gestaltung der Seminare beteiligt und würden gerne mehr Einfluss auf die Gestaltung der Lehre an ihrer Universität nehmen.
Best practices
- Im Seminardesign haben sich feste Termine in Kombination mit Online-Gruppenarbeit und Ad-hoc Online-Meetings sehr bewährt.
- Das Seminar im Flipped-Classroom-Design in Kombination mit verbindlichen, vorher kommunizierten Meilensteinen, die sowohl über Moodle als auch in den ersten Treffen kommuniziert wurden, wurde als hilfreich bezeichnet.
- Das Lehrkonzept sorgte dafür, dass sich die Studierenden in das Seminar eingebunden fühlten. Dies wurde durch ein hohes Maß an Lernautonomie, Entscheidungsautonomie bezüglich ihrer Forschungsprojekte, die gemeinsame Festlegung von Regeln für die digitale Kommunikation und kontinuierliche Feedbackschleifen zur Lehre realisiert. Unter anderem sprachen sich die Studierenden für die Einführung einer "Alle-Kameras-an"-Regel für hybride und digitale Seminarsitzungen aus.
- Zu den größten Grenzbereichen gehörten forschungsbasierte Aufgaben und die Übernahme der Rolle als Forschende. Die Lösung, die gut funktionierte, umfasste die flexible Bereitstellung von Lernmaterialien in Bezug auf Zeit und Ort (ermöglicht durch den Flipped-Classroom-Ansatz) und die Einführung von (Peer-)Feedback-Mechanismen.
- Ohne direkte Anweisung oder Anleitung durch die Lehrkräfte überprüften die Studierenden die Forschungsarbeiten der anderen in Gruppen und gaben konstruktives Feedback. Dazu gehörten die Bearbeitung und Verbesserung einzelner Kapitel und die Unterstützung bei Forschungsaufgaben, zum Beispiel bei der Suche nach einem Interviewpartner. Diese selbstgesteuerten Peer-Feedback-Prozesse förderten eine Kultur des gegenseitigen Lernens, die auch die Qualität der Forschungsarbeit verbesserte. Außerdem wurden die Studierenden durch diese Eigeninitiative zu aktiven Teilnehmenden am Lernprozess. Die Peer-Feedback-Prozesse förderten das kritische Denken und die gemeinschaftliche Problemlösung unter den Studierenden, welches wichtige Kompetenzen und Fähigkeiten des 21. Jahrhunderts sind.
Nachhaltigkeit des Projekts
Um die Qualität des Hybridunterrichts zu steigern, wurde die technische Ausstattung eines Seminarraums neu gestaltet. Dadurch wird auch in Zukunft eine optimale Durchführung hybrider Lehrveranstaltungen gewährleistet.
Um die Verbreitung der Forschungsergebnisse und die Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten, wurde eine Reihe von Maßnahmen zum Wissenstransfer sowohl innerhalb unserer Universität als auch auf internationaler Ebene ergriffen. Es wurde eine offene Seminarsitzung in der Fakultät Wirtschaftswissenschaften organisiert, bei der die Studierenden die Gelegenheit hatten, ihre Projekte in einem hybriden Format einem breiteren Publikum vorzustellen und ihre Forschungsergebnisse zu diskutieren. Der Digital Lunch der TU Dortmund bot eine weitere Gelegenheit, das STARK-Projekt vorzustellen und die Funktionalitäten des neu eingerichteten hybriden Seminarraums zu demonstrieren. Die Ergebnisse des STARK-Projekts werden zudem im September als Beispiel für gute Lehre bei der jährlich stattfindenden hochschuldidaktischen Einführungsveranstaltung der TU Dortmund "Start in die Lehre" Lehrenden aus verschiedenen Fakultäten vorgestellt.
Auf internationaler Ebene haben wir die Ergebnisse des ersten Semesters des Projekts auf der EURAM-Konferenz in Dublin im Juni 2023 vorgestellt. Der Konferenzbeitrag "Students as Actors of Change: Student Perceptions and Student Agency in the post-COVID Digital Transformation of Academic Teaching" wurde mit dem 2023 Most Inspirational Paper Award im General Track der SIG 13 Strategic Management auf der EURAM-Konferenz ausgezeichnet. Darüber hinaus wurden die Ergebnisse des Gesamtprojekts im September 2023 auf einer Konferenz zur medizinischen Ausbildung an der Medizinischen Universität Lodz in Polen vorgestellt.
Das Projekt wurde von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre im Rahmen der Ausschreibung "Freiraum 2022" gefördert.