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Zentrum für HochschulBildung
Gastvortrag

Dr. Lena Weber

(Universität Paderborn)

Exzellenzkriterien und Geschlechterungleichheiten in der unternehmerischen Universität

Historisch bedingt ist Wissenschaftlichkeit mit Männlichkeit verknüpft und dies führte lange Zeit zum Ausschluss von Frauen. Die klassische Vorstellung von innovativer Wissenschaft wurde durch männliche Wissenschaftler und ihrem 'entgrenzten', nur der Wissenschaft verpflichteten Lebensstil geprägt. Seit einigen Jahren befindet sich das deutsche Wissenschaftssystem – wie auch in anderen europäischen Ländern – in einem gewaltigen Umbruchprozess hin zum neuen Leitbild der "unternehmerischen Universität". Wissenschaftliche Exzellenz wird neu definiert und die Verbindung zu Geschlechterkonstruktionen aufgebrochen. Einerseits orientiert sich das Verständnis von 'Exzellenz' zunehmend an messbaren, objektiven und scheinbar 'geschlechtsneutralen' Kriterien wie Publikationsrate, Drittmitteleinwerbung, Zitationsindizes. Andererseits hat in Deutschland eine Verknüpfung des Exzellenzdiskurses und der neuen Steuerungspolitiken mit Gleichstellungskonzepten stattgefunden, demnach die Auswahl der "besten Köpfe" nur mit Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit zu erreichen ist. Der Vortrag beleuchtet zunächst wie der Zusammenhang von Geschlechterungleichheiten und Umbruchprozesse in der Wissenschaft theoretisch zu fassen ist und wird dann anhand von empirischen Ergebnissen aus Deutschland, Großbritannien und Schweden auf Chancen und Risiken der Verknüpfung von Gleichstellungs- und wissenschaftlicher Steuerungspolitik eingehen.


Lena Weber studierte Sozialwissenschaften, Geschlechterforschung und Soziologie an der JLU Gießen, Universität Bielefeld und der Paris VII Denis-Diderot. 2016 promovierte sie in Soziologie an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn über "Die unternehmerische Universität. Chancen und Risiken von Gleichstellungspolitik in Deutschland, Großbritannien und Schweden", das Buch ist im Beltz-Juventa Verlag erschienen. Seit 2009 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Soziologie an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn und war während ihrer Promotion für Feldforschungen in England und Schweden (2012). Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte sind Arbeits- und Organisationssoziologie, Geschlechter­forschung, qualitative Sozialforschung, Hochschul- und Wissenschaftsforschung sowie Digitali­sierung der Arbeitswelt.

Mittwoch, 5. Dezember 2018, 16:00–17:30 Uhr | Vogelpothsweg 78 (CDI-Gebäude), Raum 114
Zentrum für HochschulBildung (zhb)

Professur für Hochschuldidaktik und Hochschulforschung