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Zentrum für HochschulBildung
Veröffentlichung des Wissenschaftsrats

Personalstrukturen im deutschen Wissenschaftssystem

Porträtfoto von Dr. Johanna Witte © Hans Malte Witte
Dr. Johanna Witte, Gastwissenschaftlerin an der Professur für Hochschuldidaktik und Hochschulforschung, wirkte an einem Positionspapier des Wissenschaftsrats zu "Personalstrukturen im deutschen Wissenschaftssystem" mit, das jetzt erschienen ist.

Die Perspektive des Positionspapiers greift die an der Professur behandelten Themen wie akademische Karrieren, Diversität und Hochschulgovernance auf.

Zentrale Punkte des Personalstrukturpapiers des Wissenschaftsrats:

1. Systemischer Blick auf das Wissenschaftssystem
Das Papier des Wissenschaftsrats nimmt bewusst eine Systemperspektive ein. Es entwickelt ein generisches Rahmenmodell für zukünftige Personalstrukturen, das institutionsübergreifend Orientierung bietet. Ziel ist es, das Wissenschaftssystem transparenter, attraktiver und chancengerechter zu gestalten sowie Diversität zu fördern. Gleichzeitig sollen Durchlässigkeit und Mobilität zwischen Wissenschaft und anderen gesellschaftlichen Bereichen gestärkt werden.

2. Antwort auf die Prekaritätsdebatte
Das Papier positioniert sich als konstruktiver Beitrag zur aktuellen Diskussion über prekäre Beschäftigungsverhältnisse in der Wissenschaft. Es formuliert Vorschläge, wie Verlässlichkeit und berufliche Perspektiven – insbesondere für Forschende in frühen Karrierephasen – verbessert werden können, ohne dabei die fachkulturelle Vielfalt der Disziplinen aus dem Blick zu verlieren.

3. Dauerstellen für Daueraufgaben
Eine konsequente Trennung zwischen Daueraufgaben und Qualifizierungsphasen trägt zur schnelleren und zielgerichteteren Qualifizierung bei, reduziert strukturelle Abhängigkeiten und ermöglicht den nachhaltigen Aufbau und Erhalt von Kompetenzen. Dies erhöht die Effizienz und Qualität wissenschaftlicher Arbeit und trägt zu einer besseren Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems bei.

4. Aufwertung wissenschaftsnaher Tätigkeiten
Wissenschaftsnahe Aufgaben – etwa im Wissenschaftsmanagement – werden bislang häufig administrativen Bereichen zugeordnet, teils um Höchstbefristungen zu umgehen. Das Papier betont, dass solche Aufgaben integraler Bestandteil wissenschaftlicher Wertschöpfung sind. Entsprechend werden sie im Personalstrukturmodell ausdrücklich berücksichtigt und als eigenständige, wertvolle Tätigkeitsfelder anerkannt.

5. Internationale Anschlussfähigkeit
Die Einführung der Kategorien S1 bis S4 orientiert sich am europäischen "Framework for Research Careers" (R1–R4). Dadurch werden akademische Positionen in Deutschland international lesbarer, vergleichbarer und besser anschlussfähig. Die Mobilität von Wissenschaftler*innen innerhalb Europas – und darüber hinaus – wird erleichtert.

6. Rahmen für kulturellen Wandel
Das Personalstrukturmodell dient nicht nur der Strukturierung, sondern auch als Impulsgeber für einen kulturellen Wandel im Wissenschaftssystem. Es erlaubt zunächst die Bestandsaufnahme bestehender Rollen und Aufgaben. In einem zweiten Schritt können daraus neue, passgenaue Stellenprofile entwickelt und Aufgaben neu gebündelt werden. Ziel ist kein disruptiver Umbau, sondern eine evolutionäre Weiterentwicklung hin zu mehr struktureller Klarheit, dauerhafter Beschäftigung und institutioneller Verantwortung.

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